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       1st Rothenfels Dance Symposium
       Burg Rothenfels am Main
9 - 13 June 2004

Conference programme

In what follows, you will initially find an overview of the Symposium programme. Further down, there follow summaries of the various contributions. Information on our speakers is to be found here.

 

Lectures:

Klaus Abromeit, Berlin: Originalton Pasch, 1659 – Vortrag mit Tanzdemonstration

Giles Wesley Bennett, München: Tanz am Braunschweiger Hof um 1700 - Hugo Bonnefonds bisher unbekanntes Tanztraktat

Peter Bohlin, Stockholm: Court Ballets in Sweden

Éva Farago, Ungarn: Historischer Tanz im Ungarn des 17. Jahrhunderts – ein Spiegel der Politik

Dr. Magdalene Gärtner, Aalen: Die Hochzeit von  Friedrich V. von der Pfalz und Elisabeth Stuart

Ao. Univ. Prof. Rainer Gstrein, Innsbruck: Anstößige Tänze im 17. Jahrhundert

Prof. Carol Marsh, Carolina: Das Lovelace-Manuskript, eine neue Quelle für frühe englische Countrydances

Vesna Mlakar, München: Die Anfänge der Tanzkunst am Münchner Kurfürstenhof

Dr. Marie Mourey, Paris: Mercurius' Schauplatz der Dant­zenden, 1671, oder von der Zivilisierung der Sitten durch die französische "belle danse"

Jadwiga Nowaczek, Erding: Die Courante zwischen "Pesle-mesle" und distinguierter Noblesse

Evelyn J. L. Puefken, Freiburg: Barock-Castagnetten

Gudrun Rottensteiner, Graz : Vom Ballarino zum Maitre à danser

Dr. Stephanie Schroedter, Thurnau: “dass ein geschickter Teutscher eben so galant, als ein gebohrner Frantzose tantzen könne "

Hannelore Unfried, Wien: Die Sarabande – Luxus des Or­naments versus (Fort)Bewegungsökonomie Oder wem kommt etwas spanisch vor?

 

Workshops:

Philippe Callens, Belgien: Theatrical elements in the country dances of Thomas Bray, 1699

Markus Lehner, Herrsching: Italienischer Tanz für Fein­schmecker: alla milanese, alla romana oder umbrische Art?

Jadwiga Nowaczek, Erding: Formen der Courante

Ken Pierce, USA: The Favier notation (1688) in theory
and practice

Barbara Sparti, Rom: A Dance Lesson at the class of Mastro Santucci, 1614

Nicoline Winkler, Heidelberg: La Gillotte aus „Instruc­tion pour danser“ – eine gavotte à figures

 

Dance evenings:

Philippe Callens, Belgien: “What’s new, Henry?” Country­dances aus Henry Playfords Sammlungen um 1690

Veronique Daniels, Basel:  Le Gratie d'Amore (1602) - Einstudierung einfacher Choreographien für verschiedene Besetzungen von Cesare Negri

Nicoline Winkler, Heidelberg: „La compagnie en bel ordre“ - französische Bransles des frühen 17. Jahrhunderts

 

Further information:

Lectures:

Klaus Abromeit: Originalton Pasch, 1659 – Vortrag mit Tanzdemonstration

In Johann Georg Paschs Werk „Anleitung sich bei großen Herren, Höfen und Anderen beliebt zu machen“, das 1659 erschien, werden u.a. sechs Tänze beschrieben. Zusammengenommen sind sie als Training zu verstehen. Im Vortrag werden die Schritte auf Lifemusik gesprochen und ausgeführt. So viele Fragen die verknappte Tanz-Terminologie auch aufwirft, die J.G. Pasch in der ‚Anleitung’ verwendet, sie stellen ein einzigartiges Dokument dar. Es ist sozusagen der Originalton eines Tanzmeisters bei der Arbeit

Giles Wesley Bennett M.A.: Tanz am Braunschweiger Hof um 1700 - Hugo Bonnefonds bisher unbekanntes Tanztraktat

Der Vortrag möchte ein bisher anscheinend unbekannt gebliebenes Tanztraktat des Braunschweiger Tanzmeisters Hugo Bonnefond von 1705 vorstellen. Zuerst sollen die Karrieren Bonnefonds und seiner Kollegen
am Braunschweiger Hof anhand von verschiedenen Quellen kurz skizziert werden. Anschließend erfolgt eine Darstellung des Inhalts des "Abrisses". Schließlich werden erste Schlußfolgerungen gezogen und durch kurze Schrittdemonstrationen ergänzt. 

Peter Bohlin: ”L’amour constant”: A Court Ballet with German connections in Stockholm 1646

The thirteen court ballets with printed texts from the regency and reign of Queen Christina of Sweden (1632-54) all have French texts. Five of the texts were also printed in German (and another five in Swedish). This presentation centers around one of the court ballets with a German connection: L’amour constant (1646). For this court ballet there is no German text, but  it was performed during the wedding festivities, in Stockholm, of Markgraf Friedrich of Hessen and Eleonora of Pfalz.
The other twelve Swedish court ballets are loosely connected “ballets à entrées”. “L’amour constant” is an interesting exception, having a plot. In fifteen scenes, plus a “grand ballet” and an epilogue, is told (a very short version of) the story of Ulysses and his return to Ithaca and his loyal Penelope.
The presentation concentrates on the text, and the dramaturgy of the ballet. Roles include Amor, Mars, Bellona, Aiolos, La renomée, three muses, Penelope, her suitors, Envy, faithful servants of Ulysses, Victory and La Constance (that’s Penelope)

Éva Faragó: Historischer Tanz im Ungarn des 17. Jahrhunderts – ein Spiegel der Politik

Das 17. Jahrhundert bedeutete für Ungarn die Spaltung in drei Teile: Die Habsburger und der Sultan der Ottomanen regierten im Lande, nur Siebenbürgen konnte seine weitgehende Unabhängigkeit im Schatten des ottomanische Reichs behalten. 1686 wurde Ungarn von der türkischen Besetzung endgültig befreit und dem Habsburger Reich eingegliedert. In diesen kriegerischen Zeiten kann man von einem höfischen kulturellen Leben nur am Hof des Herzogs von Siebenbürgen sprechen. Quellen berichten über eine blühende Tanzkultur in „italienischem Stil”, der durch Heirat nach Siebenbürgen gelangt war. Nach dem Sieg über die Türken kam es zu einer politischen Umstellung, die auch das kulturelle Leben beeinflußte. Siebenbürgen verlor seine Unabhängigkeit, und wurde als separater Landesteil innerhalb des Habsburger Reiches verwaltet. Im Bemühen, die Habsburger Macht im Lande zu brechen, suchten die ungarischen Adligen Unterstützung beim Gegner der Habsburger, dem französischen Hof. Dabei kamen sie auch mit dem französischen Barock in Berührung.

Dr. Magdalene Gärtner: Die Hochzeit von  Friedrich V. von der Pfalz und Elisabeth Stuart

Am Valentinstag 1613 heiratet der 16-jährige Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz die gleichaltrige Elisabeth Stuart, Tochter des englischen Königs Jakob I. Die mehrere Tage andauernden Hochzeitsfeierlichkeiten spiegeln die höfische Repräsentation und Festkultur des frühen 17. Jahrhunderts in imposanter Weise wider. Die Heimholung der Braut, in die kurfürstliche Residenzstadt Heidelberg, mit einem herrschaftlichen Einzug, bildet eine "Brücke" zur höfischen Kultur auf dem europäischen Festland. Ein einführender Einblick in das historische und politische Zeitgeschehen des Jahrhunderts dient als Rahmen und Einordnungsprofil für die Tanzkultur dieser Zeit.

Ao. Univ. Prof. Dr. Rainer Gstrein: Anstößige Tänze im 17. Jahrhundert

Die Sarabande ist der wohl widersprüchlichste Tanz aus dem Zeitalter des Barock. Ursprünglich als Zarabanda in Spanien und Südfrankreich von kaum zu überbietender Deutlichkeit in der pantomimischen Darstellung des Geschlechtsverkehrs, mutierte sie im Laufe des 17. Jahrhunderts schrittweise zu einem 'gemäßigten' fröhlichen Tanz und letztlich zu einem gravitätischen Schreittanz. So spiegelt die Sarabande wichtige Aspekte europäischer Sittengeschichte vor allem des 17. Jahrhunderts wider. Im Unterschied zur Sarabande hat die Galliarde ihr Image als anstößig nie ganz verloren, wiederholt wird in zeitgenössischen Quellen vor den moralischen Gefahren dieses Tanzes eindringlich gewarnt, insbesondere junge Frauen seien besonders gefährdet. Gemeinsam ist beiden Tänzen, dass sie mit dem Hexensabbath in Verbindung gebracht wurden, etwa wenn der berüchtigte Hexenverfolger Pierre de Lancre 1613 in einem Buch über gefallene Engel und Dämonen schreibt, der Teufel tanze zu diesem Anlass die Sarabande mit der Schönsten. Die Zahl der Kampfschriften gegen den Tanz und die Rigorosität von Tanzverboten ist besonders in diesem Jahrhundert sehr hoch, was wohl nicht zuletzt mit dem Image von Tänzen wie der Sarabande und der Galliarde zu tun haben dürfte, die von Moralisten mit Tanzen insgesamt gleichgesetzt wurden.

Prof. Carol G. Marsh: Das Lovelace Manuscript:  eine neue Quelle für frühe englische Countrydances

The Lovelace manuscript, now at Harvard, is apparently unknown to scholars working on early and mid-seventeenth-century English country dance.  The manuscript contains detailed descriptions (but no music) for 32 dances, 12 of which appear to be unique to this source.  Twenty dances are also found in early editions of The Dancing Master:  16 in the first edition, 1 in the second, and 3 in the fourth.  In contrast to the “Moot-Book,” in which two of the four dances seem to have been copied from The Dancing Master, the dances in this source are described in greater detail than in Playford’s publications, and the terminology used to describe the figures is often different from contemporary sources.   

The lecture will provide an overview of the contents of the manuscript and will examine in more detail some of the dances for which concordances exist, comparing them to the better-known versions published by Playford. Reconstructions of a few of the dances unique to this manuscript will be presented.

Vesna Mlakar: Die Anfänge der Tanzkunst am Münchner Kurfürstenhof

Maximilian I., seit 1623 Bayerns erster Kurfürst und unerbittlicher Verfechter der katholischen Konfession verbannt jede Art von „leichter Unterhaltung“ von seinem mit religiöser Strenge geführten Hof. Allein das Jesuitentheater - in seiner Aufführungspraxis durchaus offen für die italienischen Innovationen auf dem Gebiet der Bühnenkunst - findet seine Wertschätzung und Unterstützung. Erst die Hochzeit seines noch minderjährigen Sohnes Ferdinand Maria (1636-1679) mit Henriette Adelaide (1636-1676), einer Prinzessin aus Savoyen, zwingt den vernunftgeprägten Staatsmann 1650, zwei Jahre nach dem Westfälischen Frieden in Münster und Osnabrück zum Umdenken. So unterzeichnet er im Alter von 77 Jahren den Heiratsvertrag zwischen dem vierzehnjährigen Erbprinzen und der in Turin und Chambéry aufgewachsenen Enkelin Heinrichs IV. von Frankreich. Die bayerische Delegation unter der Führung von Graf Maximilian Kurz zu Senftenau erreicht den savoyischen Hof am 27. November 1650 und wird Zeuge eines wochenlangen Reigens von Festen und Divertissements, die alle Erwartungen übertreffen. Die Organisation dieser Feste untersteht Graf Philippe d’Aglié (1604-1667). Die Ausgestaltung der savoyischen Hoffeste liegt seit 1624 fest in seiner Hand. Daneben macht der talentierte Schützling und Berater der Herzogin Christine auch politisch eine glänzende Karriere. So hat er 1650 das Amt des Hofmeisters inne und ist damit für den Empfang der bayerischen Delegation zuständig. Zwei seiner Werke kann Philippe d’Aglié den aus München angereisten Gästen präsentieren: Die Festa à CavalloGli Hercoli Domatori de Monstri et Amor Domatore degli Hercoli auf der Piazza di Castello und - zum Abschluss der Feierlichkeiten - das Gran Balletto L’Educatione d’Achille e delle Nereidi sue sorelle nel’Isola Doro, in dem auch Henriette Adelaide auftritt. Die Heimholung der Braut ist für Herbst 1651 angesetzt. Über die in Turin gebotenen Festlichkeiten ist Maximilian dank seiner Gesandten gut informiert. Der kulturelle Rückstand seines Hofes ist offensichtlich und eine Anpassung an das europäische Theaterniveau des 17. Jahrhunderts ein dringendes Desiderat. Die Ankunft der ausländischen Prinzessin muss um jeden Preis gebührend gestaltet werden, und mit einem Jesuitendrama allein kann weder ein ausgefeiltes Festprogramm noch die notwendige, dem Turiner Vorbild entsprechende kurfürstliche Repräsentation bestritten werden. Maximilian I., zeitlebens auf die Finanzen seines ausgebluteten Landes bedacht, zögert nicht, alle Kräfte in Bewegung zu setzen, um die Konkurrenz mit den anderen Höfen nun auch kulturell aufnehmen zu können.

Im Zuge meines Vortrags werden die Festivitäten zu Ehren der Ankunft Henriette Adelaides sowie deren Rolle und Bedeutung in Bezug auf den Tanz am Münchner Kurfürstenhof erörtert.

Dr. Marie-Thérèse Mourey: Mercurius' Schauplatz der Dantzenden, oder von der Zivilisierung der Sitten durch die französische "belle danse"

Im Mittelpunkt des Beitrags steht eine bis jetzt ziemlich verkannte und von der Tanzforschung kaum berücksichtigte Quelle, der Schauplatz der Dantzenden, 1671 in Nürnberg erschienen. Dieses Werk stellt eine wichtige Vorstufe zu den Tanzanleitungen des frühen XVIII. Jahrhunderts dar (Behr bis Taubert), nicht zuletzt weil der Autor kein professioneller, bürgerlicher Tanzmeister war, sondern als Beamter an einem kleinen deutschen Hof tätig war. "Mercurius" war bestrebt, gerade durch die gesellige Praxis der französischen "belle danse" die neuen, raffinierten französischen Umgangsformen einzuführen und gegen die "ungehobelten" deutschen Sitten abzuheben. Dabei hatte er gegen starke Widerstände in der Gesellschaft und bei der Geistlichkeit anzukämpfen. Insofern gehört das Buch eher der Gattung der Anstandsliteratur an: der Autor versucht, normativ und präskriptiv auf die damalige Gesellschaft einzuwirken, indem er nach dem französischen Vorbild bestimmte ästhetisch-ethische Werte im Gebaren (habitus) vermittelt. Diese Schrift ist sowohl in kulturhistorischer und anthropologischer Hinsicht (Disziplinierungsprozeß und Moralisierung, kultureller Transfer) als auch in bezug auf die konkrete Tanzpraxis in Deutschland in der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts höchst aufschlußreich. Der Beitrag setzt sich zum Ziel, den Inhalt und die Merkmale dieser seltenen Schrift zum Tanz sowie ihren inzwischen eruierten Autor darzulegen, und vor allem ihren Stellenwert für die weitere Entwicklung der Tanzliteratur herauszustreichen und zu problematisieren.

Jadwiga Nowaczek: Die Courante zwischen "Pesle-mesle" und distinguierter Noblesse

Die Courante ist einer der Tänze, die über einen sehr langen Zeitraum hindurch überliefert ist. Der Vortrag will ein Überblick über ihre choreographischen Erscheinungsformen zwischen 1570 und 1725 geben und auf diese Weise die Renaissance-Courante der Barock-Courante gegenüber stellen. Zudem gilt die Courante im Barock als der Lehrtanz schlechthin, so dass die Beschäftigung mit diesem Tanz einigen Aufschluss über das barocke Bewegungs-Idiom verspricht.

Evelyn J.L. Puefken: „Barock-Castagnetten“

Sie sind auf vielen Abbildungen von Tänzern und Tänzerinnen des 17./18.  Jahrhunderts zu sehen und  ihr Gebrauch scheint damals so selbstverständlich, dass sie  in den meisten zeitgenössischen Traktaten   – im wahrsten Sinne des Wortes – für  „kaum der Rede wert“ erachtet werden: die Castagnetten. Dabei sind die kleinen Hölzchen – theatralisch keineswegs nur an „Spanier-“ und „Mohren“-Rollen gebunden -  weitaus mehr als  monotone „Klappern“ zur Tanzbegleitung gewesen: Die Illustrationen geben als visuelle Ergänzung der  wenigen zeitgenössischen  Quelltexte ab 1636  Aufschluss darüber, dass  eine differenzierte und virtuose Schlagtechnik bereits viel früher möglich war, als bislang in vielen Tanz-Büchern  angesetzt wurde. Und dass sich ihre Spieltechnik in einigen wesentlichen Punkten von der  heute üblichen, aus dem 19. Jahrhundert stammenden „spanischen“ Spieltechnik unterscheidet. Zudem entdeckt  ein zeitgenössisches Demonstrationsbeispiel  ihren musikalisch bereichernden Charakter durch eine eigenständige Stimmführung, wodurch  die relativ percussionsarme Kunst-Musik jener Zeit an zusätzlicher Dynamik gewinnt. Eine Herausforderung an Koordinationsvermögen und Musikalität: Der Castagnetten spielende Tänzer wird zur praktischen Verkörperung der Synthese von Tanz und Musik.

Gudrun Rottensteiner: Vom Ballarino zum Maitre à danser

Anhand von Quellenmaterial wird die Ablösung der italienischen Tanzmeister durch die französischen im späten 17. Jahrhundert am Beispiel von Graz, einer der habsburgischen Residenzstädte gezeigt.

Hannelore Unfried: Die Sarabande – Luxus des Ornaments versus (Fort)Bewegungsökonomie. Oder wem kommt was spanisch vor?

Kaum ein anderer Tanz eignet sich besser, Erkenntnisse über die Tanzkultur des 17. Jahrhunderts zu gewinnen, als die Sarabande. Zahlreiche und vielfältige Informationen seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert bis zur detailfreudigen Dokumentation aus dem frühen 18. Jahrhundert können als Grundlage dienen, neue Ansätze in der Tanzforschung zu erproben. Über einen so langen Zeitraum lassen sich einzelne Parameter eines Tanzes verfolgen, die in unterschiedlicher Weise dem wechselnden Geschmack der Zeitmode unterworfen sind. Eine Analyse der eher konstanten und der rascher veränderlichen Parameter mag helfen, jene Charakteristika einer Tanzform zu finden, die der Zuordnung zu einer Tanzart zugrunde gelegen haben könnten. Gerade das Fehlen eines der meistgesuchten und am schmerzlichsten vermißten Schrittes, eines „Sarabandeschrittes“ ist Anlaß, die wesentliche Eigenart dieses Tanzes nicht im Schrittmaterial zu suchen. Dieser Parameter des Tanzes unterliegt nämlich besonders stark dem Zeitgeschmack bzw. dem Geschmack der ausführenden Personengruppe.

Dieser Kongreßbeitrag möchte anhand der Sarabande Aspekte für den höfischen Tanzstil des 17. und frühen 18. Jahrhunderts vorstellen, die in ihrer Gewichtung dem Phänomen Höfischer Tanz als Kunstform gerecht zu werden versucht. Bedeutende Details sollen ihren gebührenden Platz gegenüber der noch wesentlich bedeutenderen Gesamtkonzeption erhalten. Die tendenziell bühnenhafte Sarabande bietet sich als Untersuchungsobjekt an. Praktische Demonstrationen werden die theoretischen Ausführungen veranschaulichen. Anhand der erstellten Parameter lassen sich auch Quellen auswerten (z.B. Pasch 1659), die sich der umfassenden Rekonstruktion entziehen.

 

Workshops:

Philippe Callens: Theatrical elements in the country dances of Thomas Bray, 1699

In 1699 the London based dancing master Thomas Bray published a collection of twenty country dances. That collection is unique for several reasons one of which is the unusual character of the patterns. Indeed, these dances are very effective as performance pieces. Bray was the choreographer at Lincoln Inn Fields theatre and it is certainly possible that his dances incorporated aspects of his theatrical dance choreographies.

This workshop will explore the more unusual patterns that are Bray hallmarks; some of the more challenging dances will also be taught. It is intended for those familiar with the basic elements of longways English country dance.

Markus Lehner: Italienischer Tanz für Feinschmecker: alla milanese, alla romanesca oder umbrische Art?

Tagliatelle nere al sugo di seppie alla romana, farfalle alla salsa di radicchio di Verona, mezze penne rigate alla Toscana - welcher Freund italienischer Küche würde all diese Köstlichkeiten in einen Topf werfen und zu „Nudeln mit Soße“ verarbeiten? Beim italienischen Tanz um 1600 wird in vielen Kursen allerdings nach diesem Rezept verfahren und die diversen Details aus den verschiedenen Quellen zu einem Einheitsbrei verarbeitet.

Dabei zeigen die Bücher Fabritio Carosos und Cesare Negris durchaus deutliche stilistische Abweichungen voneinander. Dazu kommt noch das erst seit kurzem bekannte Manuskript von Ercole Santucci, das ebenfalls wieder eigene Stilcharakteristika aufweist.

Diese Unterschiede könnten die jeweilige persönliche „maniera“ des Tanzmeisters repräsentieren, möglicherweise beruhen sie aber auch auf regionalen Stilvarianten der aus verschiedenen Landschaften Italiens stammenden Tanzmeister. Im Workshop sollen die stilistischen Eigenarten von Caroso, Negri und Santucci beleuchtet werden. Die praktische Erarbeitung von Tanzpassagen im jeweiligen Stil der drei Tanzmeister soll den Teilnehmern ermöglichen, selbst ein Gefühl für die sich daraus ergebenden ästhetischen Nuancen zu entwickeln. Die auf diese Weise erstellten „Künstlerporträts“ wollen zu einem differenzierten Umgang mit den italienischen Tanzquellen um 1600 ermutigen.

Jadwiga Nowaczek: Formen der Courante

In diesem Workshop werden mit den Kursteilnehmern Schritte und Choreographien zur Courante erarbeitet, wobei der Barocktanz im Vordergrund stehen soll.

Ken Pierce: Favier notation (1688) in theory and practice

Jean Favier developed his system of dance notation in the late seventeenth century, and used it to notate dances and stage movement for “Le Mariage de la Grosse Cathos” (1688).  This workshop will offer an overview of how the system works, discussion of practical issues in deciphering the notation, and examples from one or more of the dances notated in Favier notation.

Barbara Sparti: A Dance Lesson at the class of Mastro Santucci, 1614

The dancing lesson will include a number of Santucci's steps ("old" steps done in different ways, and "new" steps unique to Santucci); inserting the steps in parts of one or two of Santucci's choreographies;  one of Santucci's 30 Rules for cinque passi passeggi (or variations) made up of 12 parts. The presentation will enable participants to get an over-all view of how Santucci builds up the training of his male students by adding new and challenging steps.  This Rule would probably have been taught over many different lessons as the student progressed, rather than in 15 minutes!

Nicoline Winkler: La Gillotte (Instruction) - eine Gavotte à figures

Vorstellung eines durchchoreographierten Branle in Vierpaarkreisformation aus der Familie der Gavotten (aus  Instruction pour dancer", um 1600)

 

Dance evenings:

Philippe Callens: “What’s new, Henry?“ Countrydances aus Henry Playfords Sammlungen um 1690

The dance evening will feature English country dances from the last quarter of the 17th century, a period of transition and change. Most of the period is dominated by Henry Playford who having taken over his father’s business published the 8th till the 12th edition of The Dancing Master (1690-1703). Those editions contain several new stylistic features which we will explore during the evening.

Veronique Daniels: Le Gratie d'Amore (1602) - Einstudierung einfacher Choreographien für verschiedene Besetzungen von Cesare Negri

Nicoline Winkler: 'La Compagnie en bel ordre': französische Bransles des frühen 17. Jahrhunderts

Auswahl einiger Tänze aus der gängigen französischen Branlensuite 'simple, gay, de Poictou, Montirande, Gavotte' sowie Passepied de Bretaigne nach Beschreibungen von De Lauze/Montagut (1623) und aus der
"Instruction".