Die Entschlüsselung der „Ammazzone“
(Jadwiga Nowaczek)
Italien und der Barocktanz – das ist noch ein dünn besiedeltes Territorium. Lediglich fünf originale, in Feuillet-Notation aufgeschriebene Choreographien sind bisher bekannt. Alle fünf Tänze stehen deutlich unter dem Einfluss der dominierenden französischen Tanzkunst. Vier davon – wiewohl durchaus anspruchsvoll – sind dem Gesellschaftstanz zuzurechnen. Nur die fünfte Choreographie eines anonymen Autors mit dem Titel „L’Ammazzone“ trägt Züge eines Bühnentanzes. Damit wäre sie das einzig erhaltene Exemplar dieser Gattung in dem an Bühnenwerken so reichen Italien und für die Tanz- und Theatergeschichte von höchstem Interesse.
Was einer Rekonstruktion der Ammazzone zunächst jedoch im Wege steht, ist die überaus fehlerhafte Notation der Choreographie, sowohl was die Schritte und Takteinteilung des Tanzes anbelangt als auch die Notation der Musik. Im Workshop wird eine Version vorgestellt, in der die Fehler korrigiert sind und die als Grundlage zur weiteren Auseinandersetzung mit diesem bedeutenden Tanz dienen soll. Praktisch soll das erste Blatt der Choreographie erarbeitet werden, das die Teilnehmer im unveränderten Original sowie in der korrigierten Fassung an die Hand bekommen. Zwischendurch wird auf die durchaus vorhandenen stilistischen Eigenarten des italienischen Barocktanzes eingegangen.
In einer gesonderten Publikation ist der gesamte Tanz mit ausführlichen Kommentaren erhältlich (www.fagisis.de).
Jadwiga Nowaczek, Ismaning, Germany:
Geb. 1953, Klassische Tanzausbildung, Studium der Schulmusik, Rhythmik und Musikwissenschaft. Seit 1980 Rekonstruktion von historischen Tänzen des 15.-19. Jahrhunderts nach den Primärquellen. Choreographie mehrerer Ballette, u. a. Dido und Aeneas (Purcell), Orfeo y Euridice (Leopold I) und Pygmalion (Mouret). Inszenierung von Dido und Aeneas München 2007. Leiterin von La Danza München (Tanz des Barock und Rokoko) und Bella Gratia (Renaissancetanz). Lehrauftrag für Historischen Tanz an der Musikhochschule München.
Carol G. Marsh is Professor Emerita at the UNCG School of Music, where she taught music history and viola da gamba and was director of the Collegium Musicum. She has been on the faculty at a number of early music workshops in North America and Europe, teaching both viol, historical dance and Renaissance notation. An internationally recognized authority on Baroque dance and dance notation, she has published extensively in this field and has lectured and given dance workshops at numerous universities in the US and abroad.
Markus Lehner unterrichtet seit 1984 historischen Tanz mit dem Schwerpunkt Renaissance und englischer Country dance. Seine Tätigkeit im Bereich der Tanzforschung führte 1997 zur Veröffentlichung des „Manual of Sixteenth-century Dance Steps in Italy". Seit 2004 organisiert er mit großem Erfolg das Internationale Symposium für Historischen Tanz auf Burg Rothenfels, zuletzt 2012 mit dem Thema „all' ungaresca, al español - die Vielfalt der europäischen Tanzkultur von 1420 - 1820".
Dr John Gardiner-Garden has studied/researched/performed and taught historical dancingof all eras for more than 25 years. He has led and played for dancing at over 1000 events, produced 12 dance books and 8 dance CDs. He is the director of the Earthly Delights Historical Dance Academy that runs regular classes, balls and festivals in Canberra, Australia. He has guest taught around Australia, North America and Europe, and will shortly before this symposium release a new multi-volume study of historical dance from 1400 to 1900. He's accompanied by his wife Aylwen, a respected historical costumer.
Hazel Dennison draws on a diverse practice of dance, drama and theatre studies through production and performance, research and conference. Inspired by early dance whilst training at the Central School of Speech and Drama and later gaining the DHDS teaching certificate, Hazel continues teaching and choreographing at all levels of education and for summer schools, workshops and heritage programmes. On behalf of DHDS she collaborated with Ann Allen and Mediva to produce the 15thC.CD Ballare et Danzare and its accompanying booklet. Focussing primarily on the Italian and English Renaissance c.1400-1610 she seeks to ensure a tangible dance heritage for the future.