Eine kurze Geschichte der Galliarde
(Markus Lehner)
Um 1500 entstanden, entwickelte sich die Galliarde zu dem mit Abstand populärsten Tanz im späten 16. Jahrhundert. Ob als eigenständiger Tanz, Teil eines Balletto oder als Nachtanz bot die Galliarde viel Gelegenheit, Sprungkraft und tänzerischen Erfindungsreichtum unter Beweis zu stellen. Eine ganze Reihe von Manualen aus dieser Zeit boten interessierten Tänzern eine Fülle an ausgefeilten Variationen dafür an.
Im 17. Jahrhundert änderte sich allerdings, ausgehend von Frankreich, der Geschmack, man bevorzugte nun statt wilden Sprüngen elegante Zierlichkeit, so dass die Gaillarde langsam von den Tanzböden verschwand. Einige Tänze aus dem späten 17. und frühen 18. Jahrhundert, die uns in Beauchamps-Feuillet-Notation erhalten sind, geben uns schließlich einen Einblick in die letzten Lebensjahre der Galliarde.
Im vorgeschlagenen Workshop wird der Galliarde-Grundschritt, die berühmten „Cinque Passi“ oder „Cinque-pas“, vorgestellt, sowie ein kurzer choreographischer Ablauf skizziert. Einige leichte bis mittelschwere Variationen geben einen Einblick in die Breite der Variationsmöglichkeiten und stilistische Charakteristika der Tanzmeister. Der stilistische Wandel im Frankreich des frühen 17. Jahrhunderts wird demonstriert, ehe die Teilnehmer anhand von Ausschnitten aus späten Gaillardes die allmähliche Auflösung der Tanzform nachvollziehen können.
Markus Lehner, Herrsching, Deutschland
Markus Lehner unterrichtet seit 1984 historischen Tanz mit dem Schwerpunkt Renaissance. Seine Tätigkeit im Bereich der Tanzforschung führte 1997 zur Veröffentlichung des „Manual of Sixteenth-century Dance Steps in Italy“. 2022 organisierte er zum fünften Mal das internationale Symposium für Historischen Tanz auf Burg Rothenfels unter dem Titel "Der Ball - Geselligkeit, Macht, Politik, 1600 - 1900“. Er ist Gründungsmitglied und Vorsitzender des Vereins Dance & History e.V., der Forschung und Wissensvermittlung im Bereich des Historischen Tanzes fördert.