Mit Tanzschritten auf dem Seil zu europaweitem Ruhm: Pierre Forioso und Mme Saqui
(Gerrit Berenike Heiter)
Tanz und Seiltanz stehen während des 17. und 18. Jahrhunderts in einer sehr engen Beziehung. Die Mitglieder der Akrobatik- und Seiltanztruppen treten vor allem anlässlich der verschiedenen Messen in Europa auf. Insbesondere in Paris erfreuen sie sich größter Beliebtheit, u. a. das „Théâtre des Grands danseurs du Roi“. Die Begeisterung für diese Art von Unterhaltung lässt auch nicht durch den revolutionären Regimewechsel nach. Im Gegenteil: Seiltänzer und Akrobaten bleiben ein unverzichtbarer Bestandteil der Pariser Theaterszene. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erreicht das Genre einen, in dieser Form später nie mehr erreichten, Ruhm: die Auftritte der Familie Forioso mit Pierre Forioso (1772–1846) sowie von Madame Saqui (1786–1866), Marguerite-Antoinette Lalanne – die „Tochter des berühmten Navarin, des ersten ‚Sauteurs‘ Ludwigs XVI.“– stehen im Zentrum der Fallstudie. Dabei wird ein besonderer Augenmerk auf die Virtuosität ihres Repertoires an Schritten und Tänzen wie Kontratanz, Allemande und Walzer gelegt.
Gerrit Berenike Heiter, Köln, Deutschland
Gerrit Berenike Heiter arbeitet aktuell an ihrem kumulativen Dissertationsprojekt der Theaterwissenschaft an der Universität Wien. Ihre Forschungsarbeit beschäftigt sich mit europäischen Druckerzeugnissen zu Tanz von 1573 bis 1717. Sie unterrichtet Tanzgeschichte an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Mannheim. In ihrer künstlerischen Tätigkeit als Schauspielerin, Tänzerin und Pädagogin hat sie sich auf Körper- und Maskentheater, Commedia dell’arte, Barocktheater und historischen Tanz spezialisiert. Neben der Mitwirkung in barocken Musiktheaterprojekten ist sie im Rahmen zeitgenössischer Stücke zu sehen, die an der Schnittstelle zwischen Tanz, Musik, Performance und Theater stehen.
(Fotografie: Sarah Robin)