Der Ball als cultural performance - Kriterien einer methodologischen Analyse
(Michaela Mettel)
Seit den einigen Jahren wird das Konzept des Performativen, losgelöst vom reinen linguistischen Sprechakt, immer mehr in die geschichts- und kulturwissenschaftliche Methodik aufgenommen. Im Kontext dieser Methode zur Untersuchung menschlichen Verhaltens wird davon ausgegangen, dass jedes menschliche Handeln Perfomanz ist, also eine öffentliche Darstellung seiner selbst. Eng verbunden mit der Performanz ist die anthropologische Kategorie der Inszenierung, das in Erscheinung bringen von gesellschaftlichen oder kulturellen Phänomenen, die auf natürlichem Wege nicht zustande kämen.
Es erscheint im ersten Moment nicht ungewöhnlich, vom Ball als eigenständigen, performativen Akt oder einer Inszenierung zu sprechen. Jedoch geht dieser selbstverständlichen Annahme unweigerlich die Frage voraus: wie wird das Performative im Kontext des Balles konstruiert?
In der Geschichts- wie auch Kulturwissenschaft bietet sich im Phänomen des Balls ein weites Spektrum an Untersuchungsansätzen, die einen festen Kriterienkatalog zum einen aufzeigen und zum anderen die Möglichkeit bieten, aus anderen Bereichen theoretische Akzente in die Analyse einfließen zu lassen: Wie konstituiert sich der Ball selbst als kulturelles Phänomen? Welche politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und auch privaten Inszenierungen sind im Vorfeld planbar? Oder definieren sich diese erst durch den performativen Akt des Balles selbst? Welche Rolle können die einzelnen sozialen Akteure im Verlaufe einer Ballnacht spielen?
Diesen und weiteren Fragen nach den kulturwissenschaftlichen, anthropologischen oder auch soziologischen Prämissen soll in dem Vortrag nachgegangen werden.
Michaela Mettel, Saarbrücken, Deutschland:
Michaela Mettel ist Promovendin mit dem Schwerpunkt auf Geschlechterrollen in den Tanztraktaten der italienischen Renaissance. Weitere Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Körpergeschichte, Militärgeschichte (mit Schwerpunkt auf Fechttraktaten der italienischen Renaissance), Living History, geisteswissenschaftliche Methodologie und Theorie sowie historisch-performative Konzepte in der Kulturellen Bildung. Sie arbeitet als freie Referendarin für Renaissancetanz, Darstellende Geschichte, Geschichts- und Kulturvermittlung, Kulturelle Bildungsprojekte sowie als Lehrbeauftragte an der Universität des Saarlandes.