Repertoires im Übergang - Antoine Pointels Tanzmusikpartituren und eine verschollene Tanznotation
(Giles Bennett)
Antoine Pointel (1660-1702) war ein Amsterdamer Musikverleger, der 1688 ("Deusiesme recueil des Dances et contre-dances") und 1700 ("Airs de Danses Angloises, Hollandoises et Francoises") Tanzmusiken inklusive der sonst oft fehlenden Bässe herausgab. Seine Drucke zeigen die Verbreitung und Anpassung verschiedener, teils national kodierter Tanzrepertoires und -formen: Französisch und niederländisch adaptierte, ursprünglich englische Country Dances; niederländische Nachkommen des Tanzrepertoires des frühen 17. Jahrhunderts; das "vieilles danses" Repertoire, das sich seit den 1650ern in Europa verbreitete; und, in seinem Druck von 1700, die neu auftretenden französischen "danses de ville".
Pointels Schwager Jean Eude du Temps war Tanzmeister an der Amsterdamse Schouwburg. 1695 bewarb er ein "Recueil" mit Contredanses, die in selbst erfundenen "caracteres" notiert seien, sowie "Tables generales des Positions" für die "changements" in "la danse Serieuse" und dem "Balet". Auf Grundlage von Pointels Tanzsammlungen und seinen Verbindungen können Hypothesen bezüglich des Inhalts dieser verschollenen Tanznotationsquelle formuliert werden.
Giles Bennett, München, Deutschland
Giles Bennett, Historiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte München, Tänzer im Ensemble "La Danza München" (Leitung: Jadwiga Nowaczek - www.barocktanz.de), Mitherausgeber von " Barocktanz im Zeichen französisch-deutschen Kulturtransfers: Quellen zur Tanzkultur um 1700" Hildesheim 2008, verschiedene Aufsätze zum Tanz vom 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert und dessen Rezeption ab dem späten 19. Jahrhundert.
