Historischer Tanz im Ungarn des 17. Jahrhunderts – ein Spiegel der Politik
(Éva Faragó)
Das 17. Jahrhundert bedeutete für Ungarn die Spaltung in drei Teile: Die Habsburger und der Sultan der Ottomanen regierten im Lande, nur Siebenbürgen konnte seine weitgehende Unabhängigkeit im Schatten des ottomanische Reichs behalten. 1686 wurde Ungarn von der türkischen Besetzung endgültig befreit und dem Habsburger Reich eingegliedert. In diesen kriegerischen Zeiten kann man von einem höfischen kulturellen Leben nur am Hof des Herzogs von Siebenbürgen sprechen. Quellen berichten über eine blühende Tanzkultur in „italienischem Stil”, der durch Heirat nach Siebenbürgen gelangt war. Nach dem Sieg über die Türken kam es zu einer politischen Umstellung, die auch das kulturelle Leben beeinflußte. Siebenbürgen verlor seine Unabhängigkeit, und wurde als separater Landesteil innerhalb des Habsburger Reiches verwaltet. Im Bemühen, die Habsburger Macht im Lande zu brechen, suchten die ungarischen Adligen Unterstützung beim Gegner der Habsburger, dem französischen Hof. Dabei kamen sie auch mit dem französischen Barock in Berührung.
Éva Faragó (Szombathely, Ungarn):
Geologin, Studium des historischen Tanzes mit Schwerpunkt Barock bei Mag. Hannelore Unfried (Wien), Cécilia Gracio-Moura (Paris), Kovács Gábor (Budapest) und Christine Bayle (Paris). 1999 tanzpädagogische Fortbildung im Fach „historischen Tanz“ in Budapest.