„Barock-Castagnetten“
(Evelyn J.L. Puefken)
Sie sind auf vielen Abbildungen von Tänzern und Tänzerinnen des 17./18. Jahrhunderts zu sehen und ihr Gebrauch scheint damals so selbstverständlich, dass sie in den meisten zeitgenössischen Traktaten – im wahrsten Sinne des Wortes – für „kaum der Rede wert“ erachtet werden: die Castagnetten. Dabei sind die kleinen Hölzchen – theatralisch keineswegs nur an „Spanier-“ und „Mohren“-Rollen gebunden - weitaus mehr als monotone „Klappern“ zur Tanzbegleitung gewesen: Die Illustrationen geben als visuelle Ergänzung der wenigen zeitgenössischen Quelltexte ab 1636 Aufschluss darüber, dass eine differenzierte und virtuose Schlagtechnik bereits viel früher möglich war, als bislang in vielen Tanz-Büchern angesetzt wurde. Und dass sich ihre Spieltechnik in einigen wesentlichen Punkten von der heute üblichen, aus dem 19. Jahrhundert stammenden „spanischen“ Spieltechnik unterscheidet. Zudem entdeckt ein zeitgenössisches Demonstrationsbeispiel ihren musikalisch bereichernden Charakter durch eine eigenständige Stimmführung, wodurch die relativ percussionsarme Kunst-Musik jener Zeit an zusätzlicher Dynamik gewinnt. Eine Herausforderung an Koordinationsvermögen und Musikalität: Der Castagnetten spielende Tänzer wird zur praktischen Verkörperung der Synthese von Tanz und Musik.
Evelyn J.L. Puefken, Freiburg, Deutschland
Langjährige klass. Ballett-Tänzerin/modern Solistin an den Städt. Bühnen Freiburg , Gründerin des barock/modernen Ensembles „Hommage à M. Sallé“, Verfasserin diverser Aufsätze (u.a. für Goethe-Institut/InterNationes, IGkK, Uni Würzburg), freie Choreografin (u.a. Freiburger Theater, Goethe-Institut, Uni Konstanz, ESTA), Konzertkastagnetten-Spielerin und freie Dozentin für Ballett, modern (Limon), Barocken Tanz und Konzertkastagnetten.