Das Ferrère Manuskript, oder: wie wurde Pantomime im Jahre 1782 notiert?
(Guillaume Jablonka)
Im Theater der nordfranzösische Stadt Valenciennes wurden im 18. Jahrhundert eine Reihe von Balletten aufgeführt. Die des Jahres 1782 wurden von einem Herrn Ferrère „choreographiert“, das heisst sie wurden auf verschiedene Arten in einem Heft notiert. Ferrere benutzte das Feuilletsystem, aber auch Contredanse-Kurzschreibweisen, Worte und Skizzen. Eigentlich zeichnete er den Tanz, man könnte geradezu sagen, er „malte“ das Ballett und die Pantomime. In Le Peintre Amoureux de Son Modèle, „der Maler, der sich in sein Modell verliebte“, können wir klar sehen und bewundern, wie er jedes Detail der Pantomime notierte – für die Tanzforschung ein Manuskript von unschätzbarem Wert.
Nach einer Vorstellung des Manuskripts und seiner Autoren werden wir einige Szenen aufführen und danach sehen, wie die Informationen des Rés. 68 die Aufführung der Pantomime-Ballette, z.B. von Weaver oder Noverre verdeutlichen können.
Guillaume Jablonka, Asnieres sur Seine, Frankreich:
Guillaume Jablonka studierte in Strasbourg Fremdsprachen und Übersetzung, und in der gleichen Zeit Ballett bei Jean GARCIA. In Hannover wurde er auf der Expo 2000 als Tänzer engagiert. In verschiedenen anderen Ensembles setzte er anschließend seine Karriere fort: Ballet National de Marseille (Marie-Claude Pietragalla), Ballet du Nord (Jean Guizerix)… In Paris trat er auf der Bühne des Théâtre du Châtelet (Candide, Bernstein) und der Comédie Française (L’Amour Médecin / Le Sicilien, Molière / Lully) auf. Die Zusammenarbeit mit der Compagnie L’Eventail, (Marie-Geneviève Massé) und Ana Yepes beeindruckten ihn tief und bewirkten eine künstlerische Wende hin zum Barocktanz. Bei anderen Barocktänzern in der Tradition von Francine Lancelot, wie Béatrice Massin und Ken Pierce, vervollständigte er dann seine Ausbildung. Mit der von ihm gegründeten Compagnie Divertimenty geht er inzwischen seinen eigenen Weg: Ziel des Ensembles ist die Produktion von Balletten im Stil des 18. Jhdts. ebenso wie die intensive Quellenforschung im Bereich des historischen Tanzes. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Weiterbildung von TänzerInnen und TanzlehrerInnen. Sie setzt dabei auf die Mischung zwischen historischen Quellen wie Feuillet Choreographien und modernen Forschungslehren von Wilfride PIOLLETs „Barres Flexibles“. Damit umfaßt sein Schaffen alle drei Ebenen des Künstlers als Interpret, Schöpfer und Forscher-Lehrer.