Die italienische Tanzkunst am Wiener Hof und der Tractatus de arte saltandi von Euangelista Papazzone (c. 1572–75)
(Marko Motnik)
Die Österreichische Nationalbibliothek verwahrt eine von der Tanzforschung bislang kaum beachtete Tanzhandschrift in italienischer Sprache, verfasst von einem gewissen Euangelista Papazzone. Papazzone, der aus einer alten Familie aus der Umgebung von Mantua stammte, arbeitete mehrere Jahrzehnte am Habsburger Hof als Edelknaben-Tanzmeister. Die Handschrift erweist sich nicht nur als eine seltene direkte Tanzquelle aus dem Umkreis des Habsburger Hofes, sondern als eines der frühesten Zeugnisse des neuen, in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts entstandenen italienischen Tanzstils überhaupt. Sie enthält neben den einleitenden Ausführungen hauptsächlich Variationen (mutanze & passaggi) des Gagliarden-Schritts. Im Vortrag soll zunächst die Bedeutung des Kulturtransfers im Bereich des Tanzes zwischen Italien und dem Habsburger Hof im 16. und frühen 17. Jahrhundert beleuchtet werden, um anschließend auf die Entstehung, den Verfasser und die Inhalte der Quelle eingehen zu können.
Marko Motnik, Wien, Österreich:
Dr. Marko Motnik stammt aus Slowenien. Er studierte an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien Orgel, Cembalo sowie Instrumentalpädagogik. Im Jahr 2010 promovierte er aus dem Doktoratsstudium der Musikwissenschaft in Wien. Er war mehrere Jahre als Organist und Cembalist tätig und trat europaweit in Konzerten auf. In letzter Zeit widmet er sich vor allem musikwissenschaftlichen Studien und arbeitet am Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien als Assistent für ältere historische Musikwissenschaft. Zu seinen Forschungsgebieten gehören vor allem die Musik für Tasteninstrumente, Kirchenmusik vom 16. bis 18. Jahrhundert sowie historischer Tanz. Seit 2006 ist er Mitglied des Ensembles für historischen Tanz Tantz-Art.