Casanova und der Tanz – ein aktualisierter Blick in die "Histoire de ma vie"
(Bennett, Giles)
Wie kaum eine Persönlichkeit des 18. Jahrhunderts fasziniert der schillernde Giacomo Casanova bis heute. Besondere Bedeutung haben die Memoiren "Histoire de ma vie" des vielgereisten Sprosses aus einer venezianischen Schauspieler- und Tänzerfamilie. In dieser Lebensbeschreibung geht Casanova immer wieder auf den Tanz ein, sei es im Zusammenhang mit Reverenzen im Alltag oder als Tänzer auf Bällen, sei es als Zuschauer oder Librettist im Theater oder in der Oper. Von Konstantinopel bis London, von Russland bis Spanien, in Paris wie in fast allen bedeutenden Städten und Staaten Italiens tanzte er und beobachtete er mit venezianisch-italienischen Augen den Tanz sowie die Tänzerinnen und Tänzer. Auf Grundlage der Erkenntnisse der älteren Literatur (darunter vor allem der Arbeiten des Musikwissenschaftlers und Tanzforschers Paul Nettl bis in die 1950er Jahre) sowie dem erst nach 1960 zugänglichen unentstellten Text der ca. 3600 Seiten des Originalmanuskripts werden durch die Einbeziehung der Erkenntnisse der aktuellen Tanzgeschichtsforschung die Kontexte der Bemerkungen dieses venezianischen Weltbürgers zum Tanz seiner Zeit einer neuen Gesamtschau unterzogen.
Giles Bennett, München, Deutschland:
Giles Bennett, Historiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte München im European Holocaust Research Infrastructure (EHRI) Projekt, Tänzer im Ensemble La Danza München (Leitung: Jadwiga Nowaczek), Mitherausgeber des Bandes „Barocktanz im Zeichen französisch-deutschen Kulturtransfers. Quellen zur Tanzkultur um 1700" Hildesheim 2008, diverse Aufsätze zum Tanz im 17. und 18. Jahrhundert.